Gründe für österreichische Bäckereien in China und der Schlüssel zum Erfolg

Yan Yan Bakery Coffee Bistro Leave a Comment

Im Vergleich zu China ist Österreich winzig klein und das in jederlei Hinsicht. Flächenmäßig passt Österreich 115 Mal in China hinein; bevölkerungsmäßig leben in China ca. 160 Mal mehr Menschen als in Österreich. Was in China als ein Kaff mit 2 Mio. Einwohnern gilt, ist in Österreich die Bundeshauptstadt, und das sogar aufgerundet. Was haben also österreichische Bäckereien in China zu suchen?

Land der Berge, Land am Strome…

Für Chinesen waren bislang acht Städte in fünf Ländern innerhalb von zehn Tagen eher die Regel als die Ausnahme. Kurz gesagt: möglichst viele Sehenswürdigkeiten in kurzer Zeit. Aber unter den jungen Chinesen gibt es immer mehr Individualtouristen, die es verstanden haben, dass weniger mehr ist. Auf der Liste der must-visit-cities sind ein paar österreichische Städte ganz oben drauf. Die reiselustigen und konsumsüchtigen Chinesen nehmen von ihrer Reise nicht nur Swarovski und Mozart Kugeln mit nach China, sondern auch Julius Meinl Kaffee, Sacher Torte und andere Köstlichkeiten. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Dinkel- oder Roggenmischbrot zum Beispiel nicht nur von deutschen Expats gekauft werden, sondern auch von Chinesen, die als Touristen in Europa waren.

Reissuppe versus Brot

Das Leben eines arbeitenden Chinesen ist gekennzeichnet von Stress und Hektik. Kaum jemand, der nicht das Glück hat eine Ayi (Haushaltshilfe) zu haben, hat die Zeit in der Früh eine warme Nudel- oder Reissuppe zu kochen. Hingegen das westliche Frühstück mit einem Brötchen und einem Glas warmer Milch ist schnell zubereitet und gilt zudem als nahrhaft. Die deutsche Bäckerei Abendbrot in Shanghai zum Beispiel hat diese Chance erkannt und liefert seit einigen Jahren speziell in der Früh in die Compounds (abgeschlossene Wohnanlagen). Wer mehr zum Thema „Wie beliebt ist europäisches Brot wirklich im Reich der Mitte“ erfahren möchte, kann gern hier nachlesen.

Bäckerei als Investitionsstrategie

Während bei uns immer mehr Bäckereien zusperren müssen, ist es in China trendy und lukrativ, wenn man in eine Bäckerei investiert. Nicht selten wurde ich von wohlhabenden Chinesen gefragt ob ich denn nicht eine europäische Bäckerei für sie aufmachen könnte. Wäre ich noch in China, würde ich das gewiß tun. An Investoren mangelt es definitiv nicht. Man muss wissen, dass Chinesen sehr viel Wert auf gutes Essen & Trinken legen. Sie scheuen keine Mühe und sind bereit viel Geld in ihr leibliches Wohl zu investieren. Hinzu kommt, dass es immer seltener zuhause gekocht wird. Es gibt nicht wenige, die alle drei Mahlzeiten ausserhalb der eigenen vier Wände einnehmen. Fürs Frühstück und das schnelle Mittagessen sind die europäischen Bäckereien & Bistros eine willkommene Abwechslung.

Baker&Spice Filiale in Shanghai

Kaufkräftige Chinesen in Großstädten

Einem Bericht der GTAI (Außenwirtschaftsagentur der Bundesrepublik Deutschland) zufolge, war die chinesische Mittelklasse 2015 erstmals die größte weltweit. Darüber hinaus ist China Heimat von 4% aller Dollarmillionäre. China ist nur mehr bedingt das Niedriglohnland, das es einst war.

Der Schlüssel zum Erfolg

Der chinesische Markt ist zugegeben sehr komplex und für österreichische Investoren fast undurchschaubar. Es gibt aber ein paar Schlüsselkomponente, wenn man diese beherzigt, dann steht auch dem Erfolg einer österreichischen Bäckerei nichts mehr im Wege.

Hohe und gleichbleibende Qualität. Negatives verbreitet sich erfahrungsgemäß schneller als Positives. Dasselbe Gesetz scheint auch in China zu gelten. Qualitätsschwankungen bis hin zu ungenügender Qualität sind die häufigsten Ursachen von gescheiterten deutschen Bäckereien. Der Kunde ist bereit einen hohen Preis zu zahlen, im Gegensatz erwartet er sich eine hohe Qualität. Man braucht nicht in Versuchung geraten billige Produkte anzubieten, denn den Preiskampf mit einer taiwanesischen oder lokalen Bäckereikette kann man sowieso nie gewinnen.

Anpassung an den chinesischen Markt. Aus meinen langjährigen Erfahrungen möchte ich allen Investoren noch einen Tipp ans Herz legen: zieht einen japanischen Fachmann zu Rate. Warum einen Japaner? Der chinesische Bäckereimarkt wird vom taiwanesischen beeinflusst; der taiwanesische Markt wiederum vom japanischen. In Asien gelten Japaner als Vorreiter was Gestaltung und Geschmack der Back- und Süßwaren angeht. Es ist leider ein Irrglaube, dass europäische Backwaren unverändert in ihrer Originalverfassung zu 100% von chinesischen Verbrauchern akzeptiert werden. Eine gewisse Anpassung an den Markt muss sein.

Fotocredit: designed by Fanjianhua – Freepik.com

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